2012-0512 'the promise of absence' introduction speech/catalogue text by simone czech m.a. at galerie143, dortmund
 


Strand, Meer, ein im Sand spielendes Kind, ein Segelboot, eine Boje. Eine typische Strandsituation, wie wir sie alle kennen, festgehalten in einer Schwarz-Weiß-Fotografie; oder sind es doch nur bildnerische Zutaten, die bewusst zusammengefügt wurden, um den Anschein von Wirklichkeit zu erwecken?
Der Medienkünstler Sven Piayda spielt mit diesem Spannungsfeld. Er nutzt dazu die Mittel der digitalen Manipulation und Konstruktion – mal weniger, mal radikal und überspitzt.


Die Arbeiten sind vielschichtig und Ebenen, wie Prozess, Inhalt und Betrachter, stehen durch ihre enge, bewusste Verknüpfung gleichwertig nebeneinander. Piayda ist mit seiner Kamera viel im Ruhrgebiet – besonders in seiner Heimatstadt Essen – und den Beneluxländern unterwegs. Der Schwerpunkt des Entstehungsprozesses liegt jedoch nicht auf der Arbeit mit der Kamera, sondern auf der Postproduktion. Das Medium wird nach Zeit, Verschleiß, Oberfläche und Notwendigkeit untersucht. Piayda lotet die Möglichkeiten des Mediums aus; Grenzen werden ausgereizt, die Oberfläche wird sichtbar gemacht. Die Grenzen der Fotografie überschreitet Piayda, indem er auch auf das Medium Video zurückgreift. Der Künstler selbst beschreibt seine Videoarbeiten, die als Installationen konzipiert sind, als „Fotografien mit Zeit“.


Dass die Bilder manipuliert sind, wird dem Betrachter gegenüber nicht verschwiegen. Dadurch werden durchaus auch medienkritische Ansätze/Motive verfolgt. Ein Appell, sich selbst und dem Bild bzw. den Bildern allgemein misstrauisch gegenüberzustehen. Zwar ist uns seit der digitalen Fotografie und ihrem alltäglichen Gebrauch bewusst, dass manipuliert wird, jedoch scheint das Wissen um die Fotografie, die die Wirklichkeit getreu abbildet, noch tief im kollektiven Bewusstsein verankert zu sein.


Sven Piayda verspricht in der Ausstellung „The Promise of Absence“ wortwörtlich, dass etwas nicht vorhanden ist. So verzichtet er z.B. auch auf Farbe, die er den Fotografien nachträglich entzogen hat. Durch die Schwarz-Weiß-Fotografie wird so die Authentizität, Wahrheit und Wiedergabe von Realität verstärkt.
Piayda beeindruckt durch seinen professionellen Umgang mit der Technik, aber vor allem auch durch die Fähigkeit, ein Auge für besondere Situationen oder skurrile Gegebenheiten zu haben. Obwohl Bildelemente regelrecht instrumentalisiert werden, drücken seine Bilder und Videos eine unverkennbare Leichtigkeit aus, denen es an Humor nicht fehlt.


Die Ausstellung verspricht Verwirrung, Skepsis, Provokation, Ästhetik, Humor und eine ordentliche Portion Diskussionsbedarf.

Simone Czech
galerie143, Dortmund