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Kunst,
die sich digitaler Techniken bedient, gilt einerseits als der heiße Scheiß der
Kreativszene, andererseits sind ihre subtileren, oft konzeptuellen Inhalte dem
sogenannten breiten Publikum, das geringere Kenntnisse und Erfahrungen mit den
genutzten Medien und Verfahren hat, nicht immer zugänglich. So stehen interessierte
Betrachter gelegentlich ratlos vor Bildern, Objekten und Installationen - ein
weites Tätigkeitsfeld für Galeristen und Vermittler eröffnet sich, um das Verständnis
für Botschaften und Qualitäten digitaler Kunstformen zu vertiefen. Mein
eigener Weg über dieses Feld führte mich neulich zusammen mit Sven Piayda nach
Mülheim an der Ruhr (Stadtteil Heimaterde). Seine Foto-, Video- und Soundarbeiten
locken mit attraktiven sinnlichen Ersteindrücken, und verfügen dabei über erhellende
twists & turns, die es nachzuverfolgen lohnt. Die hier abgebildete dreiteilige
Arbeit 'the impossibility to take pictures of the sea‘ thematisiert eine jahrhundertealte
künstlerische Grunderfahrung: die Weite des Meeres lässt sich niemals mit der
gleichen Eindringlichkeit abbilden, wie Menschen sie realiter angesichts der See
erfahren. Sven Piayda machte je einen zentimeterbreiten Ausschnitt seiner
digitalen Landschaftsfotografien zur (Daten-) Basis für Bilder im Foto-Vollformat.
Damit führte er nicht nur das traditionelle Scheitern der Kunst an der perfekten
Abbildung der Natur frech ad absurdum, sondern erzielte auch eine streifige Optik,
die aus dem Kleineren heraus räumliche Weite wirkungsvoller betont und sichtbar
macht, als jede hyperrealistische Höchstauflösung es vermöchte. Er ging also konzeptuell
über das reine Ausreizen digitaler Abbildungsmöglichkeiten hinaus und in diesem
Kippmoment wird seine Arbeit zu einem stringenten, mit digitalen Mitteln erstellten
Kunstwerk. Dass die Ausgangsbilder an sich hochästhetisch verschiedene Lichtverhältnisse
und damit einhergehende natürliche Farbnuancen einfangen, dass die Helldunkel-Werte
die charakteristischen Qualitäten der Luft- und Farbatmosphäre der Seelandschaft
als ‚Verschwisterung von Himmel und Meer‘ einfangen, dass die formal identischen
Bildsituationen feine Nuancen über Vergleichbarkeit ausgezeichnet visualisieren
und die Zuneigung des Künstlers zu dieser Landschaft en detail spürbar machen
– gehört auch alles ins Gesamtpaket und macht das Triptychon zu einem gelungenen
Beispiel, für die Möglichkeiten digitaler Medienkunst. sven piayda the
impossibility to take pictures of the sea 2014_02_28/2014_03_01/2014_03_02, CGI-Fotografie,
2014 je 52 x 42 cm Auflage 3
sabine klement, art dealer and curator
kunstvermittlung-klement.de
Art that
makes use of digital technologies is on the one hand the hot shit of the creative
scene, on the other hand its more subtle, often conceptual content is not always
accessible to the so-called broader public, who have less experience with the
media and processes used. Interested viewers occasionally stand cluelessly in
front of artworks - a wide field of activity opens up for art mediators to deepen
the common understanding of the specific qualities of digital art forms. My own
path across this field recently brought me to meet with Sven Piayda. His photo,
video and sound works lure with attractive, sensual first impressions, and have
elucidating twists & turns that are worth following. The three-part work 'the
impossibility to take pictures of the sea' shown here addresses a centuries-old
basic artistic experience: the vastness of the sea can never be depicted with
the same intensity as people experience it in the face of the sea itself. Sven
Piayda made a centimeter-wide section of each of his digital landscape photographs
the (data) basis for images in full format. In doing so, he not only led the traditional
failure of art to perfectly depict nature to the point of absurdity, but also
achieved a ‘streaky’ look that emphasizes spatial expanse and makes it even more
visible from the smaller than any hyper-realistic maximum resolution would do.
Conceptually, he went beyond the pure exhaustion of digital imaging possibilities
- and at this tipping point, his work becomes a stringent work of art created
with digital means. That the original images capture different lighting conditions
and the associated natural colour nuances in a highly aesthetic way, that the
chiaroscuro enhances the characteristic qualities of the air and colour atmosphere,
that the formally identical picture situations distinguish subtle nuances through
creating comparability and make the artist's affection for this landscape palpable
- everything belongs in the overall package and makes the triptych an impressive
example of digital media art. |