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Mit dem Video Puddle
(2014, PAL, sound, 3'00" (loop)) von Sven Piayda leitet das Kunstmuseum
Gelsenkirchen seine neue Reihe Gästezimmer ein. Auf dem Museumsvorplatz,
gegenüberliegend der Alten Villa findet sich ein kleiner, nur 2,5 m2 großer
Raum, der dem Museum zwar angegliedert ist, jedoch die Besonderheit aufweist,
nur von außen, das heißt nicht vom Museum direkt zugänglich zu sein. Die
einzige Tür ist zugleich das einzige Fenster des Raumes. Damit ist der
Raum jederzeit einsehbar und nimmt unmittelbar Bezug zum urbanen Außenraum
auf.
Ausgehend von dieser Situation beginnt diese neue Reihe des Museums mit
einem Video, das sich auf dieses urbane Umfeld einlässt. Im Video des
Mülheimer Künstlers, der 1977 in Gelsenkirchen geboren wurde, sieht man
eine Pfütze, in die nach wie vor Regen tröpfelt. Diese befindet sich offensichtlich
im städtischen Raum: Füße laufen durch sie hindurch, andere Füße schreiten
an ihr vorbei, erzeugen durch ihre Spiegelung ein ganz neues Bild und
ein Kind nutzt sie ausgiebig zum Durchkreuzen mit seinem Laufrad. Damit
nimmt Puddle unmittelbar Bezug zu dem, was vor dem Museum passiert, was
die Besucher, Spaziergänger, Vorbeieilende und Verweilende im Stadtraum
erfahren. Das im Loop gezeigte Video macht die Stadt selbst zum Medium
der Auseinandersetzung. Ein scheinbar alltägliches Bild – Regen der in
eine Pfütze tröpfelt – ermöglicht einen neuen Blick. Wann haben wir uns
eine Pfütze genauer angesehen, uns die Zeit genommen? Durch den ungewöhnlichen
Bildausschnitt einer Pfütze wird die Stadt verfremdet. Piayda fängt hier
ein Bild ein, das die Umgebung wiederspiegelt und gleichzeitig verfremdet,
um so neue Blicke zu erzeugen. Die durch Regenfall zufällig entstandene
Pfütze wird durch den vom Künstler gewählten Bildausschnitt zur Abstraktion
einer alltäglichen Gegebenheit. Dabei geht es ihm auch um die Oberfläche
die durchdrungen und damit verändert wird. Die Pfütze ist nicht länger
glatte Oberfläche und perfekte Spiegelung, sondern eine immer wieder durchbrochene.
Puddle zeigt quasi drei Realitäten – die tatsächliche Handlung im urbanen
Umfeld, deren Spiegelung und die gleichzeitige Aufnahme im digitalen Medium,
die sie zum abstrakten Gebilde werden lässt. Die gedankliche Spieglung
des Wetters erzeugt zudem einen großen Reiz: Das Video ist im Gästezimmer
ausschließlich von außen, also in direkter Einwirkung des Wetters zu betrachten.
Es könnte also die gleiche Situation entstehen und es regnet oder aber
die Sonne scheint, und die Pfütze ist nur eine Erinnerung.
In der Ausstellungssituation dieses speziellen musealen Raumes entwickelt
die Pfütze somit eine spezielle Poesie, die den Betrachter aufmerken lässt
und einen neuen Bezug zum urbanen Umfeld schafft.
Christiane Wanken M.A.
Kunstmuseum Gelsenkirchen
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