svennet /CAMP: adaptation (you´re mine) interview
irma gublia in conversation with sven piayda
svenpiayda.com/svennet/camp/, february 2018

 
 

ADAPTATION stellt die Frage, ob die Aneignung eines fremden Werkes und seine weitere Bearbeitung zu einem Erkenntnisgewinn führen kann , wenn auch nicht in Bezug auf den Inhalt , so doch in Bezug auf das Medium und seine Metadaten .



Wie stehst du zur Kunstrichtung Appropriation Art und zu deren Vertretern wie Richard Prince?

Ich sehe mich nicht in der Tradition der Appropriation Art , es geht mir weniger um das Aneignen, mehr um das Weiterverarbeiten. Die Postmoderne ist das Zeitalter des Rückgriffs und Remixes. Zudem entsteht ein Bild ohnehin aus einer Tradition heraus. Die aktuelle Ausstellung fokussiert diesen Rückbezug sehr stark.

Richard Prince finde ich sehr interessant, er ist aber kein direkter Einfluss für die Ausstellung. Louise Lawler finde ich in diesem Kontext schon interessanter, allerdings macht sie Kunst über Kunst, was ich als sehr hermetisch empfinde. Ich denke es geht mir eher um Bilder über Bilder, ihrer Tradition und dem, was sie heute sein können.



Wie entstehen deine Bilder?

Viele dieser Arbeiten basieren auf Fotografie: Ich fotografiere viel und verwende das, was ich für brauchbar halte, weiter. Genauso recherchiere ich im Internet nach gemeinfreiem Bild - und Datenmaterial, welches ich weiter verwende und kombiniere. Zum einem muss das Ergebnis als Bild funktionieren, zum anderen muss es über seine Oberfläche hinaus gehen. In den Videos kombiniere ich auch selbst aufgenommenes Filmmaterial, Stock Footage, CGI und Animation. Für die aktuelle Ausstellung werden Videoloops zu komplexeren Erzählungen kombiniert und verhandeln mediale Themen – wobei sie inhaltlich gern auf Kunstgeschichte, Popkultur und Wissenschaft zurückgreifen.
Der technische Prozess ist mal mehr und mal weniger aufwendig, endet jedoch immer mit dem Rendering: Der Computer rechet alle Eingriffe in das finale Bild ein.



Nach welchem Prinzip wählst du die Bilder/ein Motiv für deine Werke aus?

Als Fotograf versuche ich Bilder oft als Landschaftsbilder anzulegen, denen erst in der Postproduktion ein Motiv hinzugegeben wird. Bei Daten aus dem Netz interessiert mich besonders Footage aus dem Weltraum und 3D - Scans bekannter Skulpturen. Für ein Bild interessant wird es dann, wenn man es so verwenden kann, dass es nicht mehr um das reine Abbilden der Welt geht , sondern um eine Aussage üb er das Bild getroffen werden kann. Das Motiv oder Inhalt steht immer im Dienst des Themas: dem kritischen Umgang mit all en Bildern und ihrer Einordung in ihre jeweiligen Kontexte.

Sven Piayda wurde 1977 in Gelsenkirchen geboren. Von 1998 bis 2003 studierte er Gestaltungstechnik an der Universität Essen. Seit 2001 stellt er regelmäßig in den Bereichen Videokunst, Fotografie und Klangkunst aus. 2006 begann er eine Lehrtätigkeit für Bildbearbeitung, digitale 3D-Gestaltung und Audiovision. Hier geht es zu seiner Homepage www.svenpiayda.com.