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proof AESTATEvisual - Hintergründe |
AESTATEvisual
- a retrospective of the abstract michaela best, chris huff, sven piayda, anna dannert, jay hammes video, embroidery, digitally generated prints JULY 11 - SEPTEMBER 11, 2009 ANYWAY, ESSEN Längst ist die erste Ausstellung von AESTATEvisual im Anyway vorüber. Es waren zwei erfolgreiche Monate, in denen die Kunstwerke für einiges Aufsehen sorgten. Die Künstler sind zufrieden und die Besucher waren es auch. Zeit für einen kleinen Review und einige möglicherweise erhellende Worte. Was gab es überhaupt zu sehen? Große s/w-Kopien, Visuals, großformatige Hochglanzfotos und Stickereien. Grundlagen dieser Arbeiten sind vektorbasierte Grafiken, die auf dem Computer entwickelt und animiert wurden. Stund um Stund hat der Künstler damit verbracht, Pixel bzw. in diesem Falle Vektoren hin- und herzuschieben. Das Ergebnis dessen sind die Videos. Diese Videos bildeten anschließend die Basis für die weiteren Arbeiten. Aber selbst die Videos sind nicht der eigentliche Ursprung, denn diese wiederum wurden als Visuals zu der elektronischen Musik von AESTATE produziert. Die Musik von AESTATE also: die pulsierenden, knirschenden und knackenden Geräusche, das Pluckern, Brummen und Piepsen, konstruiert am Computer – alles verändert sich kontinuierlich, ist mal harmonisch, dann wieder nicht, zerfällt und wird letztlich zu einem komplexen Klangteppich verwoben. Um dies alles zu untermalen und illustrieren wurden die Videos erschaffen. Harmonien, Disharmonien werden in Bewegung umgesetzt; zerfällt die Musik, zerfallen auch die Formen und Farben in den Visuals. Beschleunigung, Entschleunigung – Konstruktion, Permutation, Dekonstruktion. Dies alles findet sich in den Videos wieder und zeigt die Umsetzung von Tönen in Bilder. Für die Ausstellung wurde nun aber die Musik herausgenommen und übrig bleiben nur die Bilder. Aus diesen Videos sind die Fotos entstanden, die im ursprünglichen Sinne gar keine Fotos sind, denn es wurde überhaupt nichts auf herkömmliche Weise fotografiert. Es sind Momentaufnahmen – stills – einer komplexen digitalen Struktur. Es gibt keine Musik mehr, die Bilder bewegen sich auch nicht mehr. Und trotzdem sieht man die Bewegung in den Fotos; sie sind so kraftvoll und bunt, dass sie die Dynamik, die ihnen in den Videos zugrunde liegt, auch als bewegungsloses Bild weiter in sich tragen. Die Fotos sind im Grunde Näherungswerte. Sie versuchen sich einem Ideal anzunähern, dass es aber nur als perfekte Vorlage in den Videos gibt. So gesehen entsprechen sie auch wieder dem ursprünglichen Zweck eines Fotos – nämlich einen Moment einzufangen und ihn in seiner Perfektion festzuhalten. Das kann ein Foto jedoch niemals leisten, es bleibt immer ein Abbild. Schon Magritte versuchte uns darauf aufmerksam zu machen, als er eine gemalte Pfeife untertitelte mit „Ceci n’est pas une pipe“ – dies ist keine Pfeife. Das Bild der Pfeife ist keine Pfeife und ein Foto einer Person ist nicht die Person. So also auch bei den Fotos von AESTATEvisual. Die gezeigten Formen und Farben existieren in der dargestellten Weise lediglich für den Bruchteil einer Sekunde in den Videos. Vergleichbar sind damit die s/w-Kopien, die Formen zeigen, die in den Videos auch nur in schwarz-weiß auftauchen. Ebenso wie die Farbfotos zeigen sie eine Momentaufnahme der Videos, lediglich in einer anderen Form der Präsentation – der zugrunde liegende Ursprungsmoment und seine Perfektion bleiben gleich. Ebenso verhält es sich mit den Stickereien – auch sie sind Näherungswerte. Sie sind ebenfalls nicht in der Lage den Ursprungsmoment perfekt abzubilden, aber das sollen sie auch gar nicht. Sie sind eine wieder andere Form der Herangehensweise. In diesem Fall kommt noch eine weitere Komponente hinzu: Die Fäden der Stickereien stellen in der realen Welt die digital produzierten Vektoren dar. Der Faden zeigt den Vektor, der wiederum die Form definiert. Eine hochmoderne Technik wird in eine jahrhundertealte Tradition transferiert – eine Kombination, die es zuvor noch nicht gab. Und heraus kommen ganz eigenständige Bilder, die zwar nicht mehr viel mit dem Ausgangsmaterial zu tun haben, aber ebenfalls die gleiche kraftvolle Dynamik zeigen wie die anderen Arbeiten. Das Verbindende aller Werke, der Fotos, der Kopien, der Stickereien, der Videos, sind die Farben und Formen und ihre unterschiedliche Darstellung. Wer bis hierher durchgehalten hat und nun neugierig geworden ist, kann sich entweder unseren Katalog bestellen oder auf die kommende Ausstellung warten. Diese wird es im Jahr 2010 geben und rechtzeitig angekündigt werden. Nähere Infos zu allem rund um AESTATE findet ihr auf jeden Fall immer unter aestate-online.com. http://blogs.myspace.com/libella_proof http://www.aestate-online.com |