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Ich möchte Ihnen Sven Piayda kurz vorstellen. Für diejenigen, die ihn noch nicht
kennen: Sven Piayda lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr und in Luxemburg.
Er hat an der Universität Essen Gestaltungstechnik studiert. Sven Piayda hat
an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und arbeitet an der Schnittstelle zwischen
Fotografie, Video und Klangkunst. Die Liste seiner Ausstellungen kann man im Katalog,
der zu Ausstellung erschienen ist, oder in der gesondert ausgedruckten Biografie
nachlesen. Seit 2006 unterrichtet Sven Piayda Bildbearbeitung, vektorbasiertes
Gestalten, computergenerierte Bilderstellung, digitale 3D-Gestaltung und Audiovision.
Des Weiteren hält er Vorträge zum Digitalen in der Kunst und ist als Musiker mit
verschiedenen Projekten unterschiedlichster Stile wie AESTATE und Record Of Tides
aktiv. Sven Piayda hat einige Preise gewonnen, unter anderen den Ruhrpreis
für Kunst und Wissenschaft (Förderpreis).
In der heutigen Ausstellung sehen wir Bilder die gerade diese Schnittstelle zwischen
Fotografie, digitaler 3D Gestaltung, am Computer generierter Bildererstellung
und Videokunst zeigen.
Aber
zunächst möchte ich auf den Titel der Ausstellung hinweisen: ‚Adaptation (You
're Mine)' der sowohl den Entwurf der Ausstellung als auch das gesamte Konzept
von Sven Piayda Kunst wiederspiegelt. In den Bildern erkennen wir bekannte Werke
aus der Kunstgeschichte und den Medien; so in der Arbeit ‚Eve' Rodins ‚Eva' die
auch gleichzeitig eine Anspielung auf die ‚Frauen' des modernen Künstlers Thomas
Schüttes ist.
Oder
die berühmte Serie ‚Vier Jahreszeiten' des italienischen Meisters des Manierismus
Archiboldo: Sven Piayda hat sie bearbeitet und als Postkarten an die Wand angebracht
bzw. auf den Boden gelegt, wie sie von der Wand abgefallen wären. Dies soll die
Besucher anregen die Karten zu "stehlen" (mitnehmen) um den Aneignungsprozess
selbst zu erfahren.
Die
Landschaften der Serie "Mediaval Landscapes" entstanden dadurch, dass Sven Piayda
die Landschaft aus dem Hintergrund der "Mona Lisa" separierte. Anschließend legte
Sven Piayda einzelne Bilder digital übereinander. Sie verschmolzen daraufhin zu
diesen vier neuen Landschaften.
Ähnliches
Vorgehen sehen wir in den abstrakten Bildern ‚Okkult Mainstay After Hilma af Klingt'.
Piayda adaptierte ihre vier Bilder und legte jeweils 3 digital übereinander. So
entstand eine eigene ‚okkulte' Serie. Kurz zu Hilma af Klint (1862-19449): Sie
war eine schwedische Künstlerin des 20. Jahrhundert. Sie gilt als Pionierin der
abstrakten Malerei, deren Arbeiten von Okkultismus inspiriert waren. Sie verfügte,
dass Ihre Werke frühestens 20 Jahre nach ihrem Tod ausgestellt werden durften.
Den
gleichen Arbeitsprozess beobachten wir in der idyllischen Landschaftserie ‚Cow
und Shells' (After Gerad Bilder), in denen sich in der Mitte des Bildes ein digitales
3D Muschelobjekt befindet, oder ein "Nugget" - in der Mitte des Landschaft ein
überdimensionale Goldstück (basiert auf der digitalen Form eines Himmelsobjekt),
oder in dem Video das die Skulptur des Dornausziehers präsentiert. Uns überrascht
die ungewöhnliche Marsianische Landschaft, die wir mit dieser antiken Figur nicht
verbinden weil sie eher uns eher an ein museales Exponat erinnert.
So spielt
Sven Piayda mit der postmodernen Idee des Remixes. Die Wegbereiterin der ‚Pictures
Generation" war Elaine Sturtevant, die einst formulierte: die Kopie wird hier
zum Original. Heute ist in der populäre Musik das Sampeln üblich, die
Montage neuer Songs aus Bruchstücken bestehender Musiken: Hip-Hop, Techno oder
DJ Kultur - alle greifen auf kreative Aneignung vorhandenen Materials zurück.
In der Bildenden Kunst gibt es schon lange diese Tendenz anzuknüpfen an existierende
Werke, diese umzuschreiben und umzudeuten. Diese Kunstrichtung wurde Apropriation
Art genannt. (apropriare Lat. Zu eignen machen)
Daher möchte ich selbst
den Künstler fragen: Wie stehst du zur Kunstrichtung Appropriation Art und
zu deren Vertretern wie Richard Prince, Cindy Shermann, Luise Lawler, Scherrie
Levine?
Ich sehe mich nicht in der Tradition der Appropriation Art,
es geht mir weniger um das Aneignen, mehr um das Weiterverarbeiten. Die Postmoderne
ist das Zeitalter des Rückgriffs und Remixes. Zudem entsteht ein Bild ohnehin
aus einer Tradition heraus. Die aktuelle Ausstellung fokussiert diesen Rückbezug
sehr stark. Richard Prince finde ich sehr interessant, er ist aber kein direkter
Einfluss für die Ausstellung. Louise Lawler finde ich in diesem Kontext schon
interessanter, allerdings macht sie Kunst über Kunst, was ich als sehr hermetisch
empfinde. Ich denke es geht mir eher um Bilder über Bilder, ihrer Tradition und
dem, was sie heute sein können.
Nach welchem Prinzip wählst du die
Bilder/ein Motiv für deine Werke aus?
Als Fotograf versuche ich Bilder
oft als Landschaftsbilder anzulegen, denen erst in der Postproduktion ein Motiv
hinzugegeben wird. Bei Daten aus dem Netz interessiert mich besonders Footage
aus dem Weltraum und 3D-Scans bekannter Skulpturen. Für ein Bild interessant wird
es dann, wenn man es so verwenden kann, dass es nicht mehr um das reine Abbilden
der Welt geht, sondern um eine Aussage über das Bild getroffen werden kann. Das
Motiv oder Inhalt steht immer im Dienst des Themas: dem kritischen Umgang mit
allen Bildern und ihrer Einordung in ihre jeweiligen Kontexte.
Wie
entstehen deine Bilder?
Viele dieser Arbeiten basieren auf Fotografie:
Ich fotografiere viel und verwende das, was ich für brauchbar halte, weiter. Genauso
recherchiere ich im Internet nach gemeinfreiem Bild-und Datenmaterial, welches
ich weiterverwende und kombiniere. Zum einem muss das Ergebnis als Bild funktionieren,
zum anderen muss es über seine Oberfläche hinaus gehen. In den Videos kombiniere
ich auch selbst aufgenommenes Filmmaterial, Stock Footage, CGIund Animation. Für
die aktuelle Ausstellung werden Videoloops zu komplexeren Erzählungen kombiniert
und verhandeln mediale Themen -wobei sie inhaltlich gern auf Kunstgeschichte,
Popkultur und Wissenschaft zurückgreifen. Der technische Prozessist mal mehr und
mal weniger aufwendig, endet jedoch immer mit dem Rendering: Der Computer rechet
alle Eingriffe in das finale Bild ein.
Zur Ausstellung erschien ein
Katalog. Die Texte wurden u.a. von Carsten Roth und Michael Em Walter geschrieben.
Irma Gublia-Segerath
Galerie Gublia, Essen
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