svennet webmaster interview
trinity, timber, gift and music
-narrenfreiheit und zeitmanagement
 
 

anläßlich des dritten sven albums trinity und des debut albums von record of tides war es an der zeit dem designer rock mastermind einige fragen zu srellen und vielleicht auch ein paar antworten zu bekommen.

webmaster: timber von record of tides ist nun schon die zweite veröffentlichung 2004. klingt nach zu viel zeit.

sven: das täuscht. die hauptarbeit an den beiden alben fand 2003 statt und mit timber haben wir uns viel zeit gelassen, wobei unklar war, ob man sowas überhaupt veröffentlichen kann.

webmaster: nun kommt es aber doch dazu.

sven: ich habe endlich einen punkt erreicht, an dem ich mit dem endprodukt zufrieden bin.

webmaster: timber wird sicher nicht so erfolgreich sein wie shaved space monkey.

sven: damit rechnet auch niemand. ssm lief praktisch von selbst. ich habe das konzept ausgereitzt und das war's. record of tides ist viel sperriger und künstlerisch befriedigender. dennoch gibt es genug leute, die sowas hören wollen.

webmaster: timber klingt fast so, als hätte man den elektronischen spielereien der vergangenen alben mehr raum geben wollen.

sven: ja, in gewisser weise schon und noch ein wenig mehr. nach diptych fragte ich mich, in welche richtung es weiter gehen soll. ich mag natürlich das ganze geklicker und geklacker, aber ich wollte ein album machen, auf welchem songs sind, keine tracks. also kommt trinity ein wenig organischer rüber, man kann die songs auch auf der akustischen gitarre spielen, das war ja bei diptych an mancher stelle kaum noch möglich. und ich wollte natürlich auch gitarre spielen. record of tides ist der umkehrschluß davon: weg mit gitarren, gesang und den ganzen bekannten sounds. wir haben lustig vor uns hin de- und konstruiert, das ergebnis hat mit songs im herkömmlichen sinne nichts mehr zu tun. da hätte ich dann auch nie "sven" draufgeschrieben, weil es nicht in die reihe passt.

webmaster: "go through" findet sich jedoch auf beiden alben.

sven: ich finde sowas natürlich immer komisch, wenn man sich verschiedene alben zuleget und es ist das gleiche drauf. aber so einfach ist das nicht. "go through" war für record of tides gemacht. als ich mir den track anhörte, fand ich, daß auch eine gesangsstimme dazu passen würde. also habe ich ihn ein wenig umarrangiert und mit auf trinity genommen. beide versionen stehen für sich.

webmaster: worum geht es im text?

sven: ich weiß daß diese fragen immer kommen und ich enttäusche jeden, der was genaues wissen will. ich werde keine interpretation vorgeben. nur so viel: "go through" hat ausnahmsweise einen text, den sogar ich gelungen finde. wenn man glaubt sich am text versuchen zu müssen, dann hier.

webmaster: warum ist trinity vergleichsweise hart ausgefallen?

sven: das mag an dem schlagzeuger liegen. alles klingt viel dynamischer. ich war nie ein metal fan aber so eine wall of sound finde ich natürlich klasse. ich bin meinem soundideal hier schon recht nahe gekommen.

webmaster: kein metal fan? was gibt es dann auf heavy rotation im privaten player?

sven: ich habe in der letzten zeit viel elektronische musik gehört und tue das auch immer noch, was denkst du wo record of tides herkommt? also, boards of canada sind aus meiner sicht nicht zu toppen. daneben auch autechre, daft punk, underworld und flaming lips. aber ich mag auch rock wieder. meine alten faith no more cds klingen immer noch frisch. vor zwei tagen habe ich mir das letzte tomahawk album zugelegt. mourning widows werde ich auch nicht leid, aber leider gab es nur zwei alben, die auch nie in europa erschienen sind, von daher waren sie hier so gut wie unbekannt. pantera sind auch sehr zeitlos, aber man hat selten gelegenheit die platte einzuwerfen, mein umfeld fühlt sich dann leicht belästigt. dann lieber boards of canada, röyksopp, naiomi oder auch record of tides demos - da gibt es dann weniger ärger.

webmaster: warum gab es den split mit dem dissident(en) cub? grundsätzliches desinteresse an bandstrukturen?

sven: nein, wir waren ja keine klassische band mit eingefahrenen rollen. wir haben mit allen möglichen sounds herumexperimentiert, von daher war so ein kollektiv schon das richtige. mein ausstieg hat mit fehlgeschlagenem zeitmanagement zu tun. das ist alles. und wenn man eh nur 50% fährt sollte man es lieber bleiben lassen, bevor man sich und andere ausbremst.

webmaster: wie sieht es mit zukünftigen projekten aus?

sven: ich spiele immer gern mit neuen sounds und ideen herum, aber es gibt nichts konkretes. vielleicht werden ich auf dem nächsten dissident(en) club album noch gitarren beisteuern, dann aber als gastmusiker. das nächste sven album ist in weiter ferne, bei record of tides muß man erstmal das feedback abwarten, was jedoch nicht über die weiterführung entscheidet. wer weiß was noch passiert. mir fällt bestimmt noch was verrücktes ein, oder ich mach ein album mit klavierpausen.

webmaster: diese idee ist aber nicht so neu.

sven: vielleicht schaffe ich es ja eine neue herangehensweise in der interpretation zu schaffen. (grinst)

webmaster: besteht nicht die gefahr sich in den vielen projekten zu verlieren?

sven: ich gönne mir an dieser stelle einfach narrenfreiheit. wenn ich zeit und lust habe ein projekt zu realisieren, dann mache ich das auch. ich habe ja keinen komerziellen druck. ich denke das macht gute musik auch aus. alles, was dir im fernsehen oder im radio angeboten wird, ist immer ein kompromiss, ein produkt, eine durchschaubare gefälligkeit mit visualisiertem image. wer sich daran orientiert wird unmengen von fantastischer musik niemals kennenlernen. und das ist schade für alle beteiligten. dabei wird der hörerschaft immer signalisiert, daß qualität immer mit bekanntheitsgrad und kommerziellem erfolg hand in hand geht. dabei ist vielen gar nicht klar, daß die medien nur einen teil des spektrums zeigen und daß man als musikfan ja nur das kaufen kann, was man kennt. wer das so sieht muß sich kontrolliert fühlen.

webmaster: rebellion durch illegale downloads?

sven: man muß nun den leuten versuchen etwas schmackhaft zu machen, was sie theoretisch auch umsonst bekommen können.

webmaster: wie könnte das aussehen?

sven: wenn ich das wüßte. vielleicht gute artwork wie bei nine inch nails oder einen webclub mit noch mehr downloads wie bei daft punk. diese idee war großartig und ich habe alles vom daftclub heruntergeladen. allerdings fühlt man sich dann auch wieder verarscht, wenn der daftclub dann später auf platte erscheit, jedoch mit zusätzlichen tracks.
ich für meinen teil habe nie illegale downloadportale genutzt, ich habe auch keine lust darauf, daß jemand auf meinen rechner zugreift. und es ist natürlich auch unfair den künstlern gegenüber. das ist eine frage des respekts, meiner ansicht nach, in den medien wird an der stelle lieber über geld gejammert. außerdem gibt es legale portale: tonspion.de zum beispiel.

webmaster: ich danke für das gespräch!