waz (gelsenkirchen)
ganz euphorisch
interview/review on euphoria
 
  "Euphoria" nennt er sein neues, viertes Album, euphorisch wird er, wenn er über Musik, Kunst und Gitarren spricht: Der Gelsenkirchener Sven Piayda, 28 Jahre alt, wandelte parallel zu seinem Engagement als eine Hälfte der Avantgarde-Pop-Formation "Dissident(en) Club" wieder einmal auf Solopfaden. Der vielseitige Künstler, der u.a. in Krefeld digitale Fotographie unterrichtet, kam früh zur Musik, auch wenn er seinen eigenen Weg erst finden musste. "Als ich sechs Jahre alt war, entdeckte ich bei meiner Tante eine Gitarre und bekam fortan zehn Jahre lang klassischen Unterricht. In dem Bereich war ich allerdings kein überragender Schüler", erinnert sich Piayda heute schmunzelnd. Über die Beschäftigung mit der Gruppe "Queen" fand der Musiker dann zur E-Gitarre. "Der spezifische Brian May-Sound hat mich schon sehr geprägt, das hört man auch. Als ich 1992 das letzte reguläre Queen-Album "Innuendo" hörte, war das ein magischer Moment." Weitere Einflüsse kommen vom "Extreme"-Gitarristen Nuno Bettencourt. Nachdem Sven in der Schülerband "No Naim" erste Erfahrungen mit Coverversionen von Queen und Guns'n'Roses sammelte, entwickelte er sich bald zum Solokünstler und nahm 1995 das erste Tape mit eigenen, damals noch instrumentalen, Kompositionen auf. "Aber eigentlich wollte ich Songs haben. Zwar sehe ich mich primär als Gitarrist, aber ich habe nie die richtigen Leute gefunden." Die Konsequenz hieß: Selbst ist der Mann. Auf der Acht-Spur-Maschine eines Bekannten nahm Piayda 1999 das erste Soloalbum "Portrait" auf, das bereits alle Elemente enthielt, die auch seine weiteren Werke charakterisieren: Musik, Texte, Arrangements, Programmings sowie alle Instrumente und Gesangslinien kommen von ihm selbst, gelegentlich holt er sich Gastmusiker ins Studio. "Das sind dann ganz gezielt gesetzte Farbtupfer." Sven Piayda ist nicht der Typ, der mit Notenpapier komponiert. "Wenn ich einen guten Einfall habe, mache ich ein Programming und lasse das Stück reifen. Wenn ich das Gefühl habe, genug Material gesammelt zu haben, setze ich mich konzentriert über einen bestimmten Zeitraum ins Studio und nehme die neuen Songs auf." Die Texte kommen generell nach der Komposition. So war auch der Arbeitsprozeß beim aktuellen Werk "Euphoria", das alle charakteristischen Merkmale von Sven Piaydas schon recht ausgeprägtem Stil aufweist: Griffige Gitarrenriffs kombiniert mit elaborierten Synthesizerklängen. Die meisten Songs entwickeln sich aus einem Grundmotiv, wie einer Baßlinie oder einer Harmoniefolge. Das führt oft zu spannenden Kompositionen, die nicht selten die Fünf-Minuten-Grenze überschreiten, kann manchmal aber auch recht statisch wirken, besonders, wenn sich die Musik (selten) in elektronischen Spielereien verliert. Trotzdem finden sich auf dem neuen Silberling, der zehn Songs mit einer satten Spielzeit von über 66 Minuten enthält, etliche hitverdächtige Nummern wie "Scandinavian", "Vertigo", "You should be dancing" oder der lange, aber nicht langweilige Schlußtrack "Holy anger", der durch brillante Gitarrensoli besticht. "Ich mag es, wenn verschiedene Elemente, wie der statische Ablauf und sehr lebendige Gitarren, miteinander verschmelzen", sagt der Musiker. "Der Sound ist mir sehr wichtig." Ein wichtiger Einfluß für seine kompositorische Arbeit sei Björk. "Diese Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit, die Tatsache, daß jedes Lied eine Klangwelt für sich ist und andere Instrumente je nach Bedarf zum Einsatz kommen, das versuche ich auch in meiner Musik umzusetzen", erklärt Piayda. "Euphoria" ist über die Homepage http://www.svenpiayda.com erhältlich, dort gibt es auch die digitale Single "Scandinavian" samt zugehörigem Video zum kostenlosen Download.